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Promotionsbetrug? Schaut Euch mal das Abi an!

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Promotionsbetrug? Schaut Euch mal das Abi an!

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Seit peinliche Betrügereien semiprominenter Politiker und Volksvertreter beim Abfassen ihrer Dissertationen offenbar wurden, steht die Promotionsordnung bzw. deren laxe Handhabung in der Kritik. Es soll wieder auf Qualität ankommen, obwohl diese Kriterium, ursprünglich verstanden, doch bereits als reaktionär gelten müßte oder im Sinne des Manufactum-Kataloges nur noch ein liebenswertes Kuriosum neben dem durchgängigen Discounter-Milieu darstellt. 

Mittlerweile gilt im gesamten politischen Spektrum des Bundestages als ausgemacht, daß allen alles möglich sein soll, ja muß. Wenn man sich nun schon den Ausgang der höheren Bildung, die Promotion als ehemals klassischen Universitätsabschluß, ansieht, sollte man den Mut haben, zunächst kritisch auf den Eingang, das Abitur, zu blicken.

Es fehlen Absolventen der MINT-Fächer

Man beginne dabei mit einem Phänomen: Wie erklärt es sich, daß in Deutschland so viele Abiturienten wie noch nie – und, wie man hört, immer noch zu wenige – die höhere Schullaufbahn verlassen, aber dem Land gleichzeitig bis 2014 220.000, bis 2020 380.000 Mathematiker, Ingenieure, Naturwissenschaftler, Techniker (MINT) fehlen. Gleichfalls so viele wie noch nie.

Jährlich verlassen beispielsweise nur 45.000 Ingenieure die Hochschulen. Bei zirka 2,5 Millionen Studierenden im Land und rasant steigenden Zahlen von Erstimmatrikulierten müssen Fachkräfte aus dem Ausland angeworben werden. Während es offenbar an Kommunikationstheoretikern, Werbedesignern und Event-Managern mit dem Hut des früher ehrenwerten Bakkalaureus keinen Mangel gibt, fehlt es in allen Bereichen der sogenannten MINT-Fächer.

Mit hanebüchener Zensierung durchgewinkte Abiturienten

Es erstaunt mich als Lehrer, daß dieses Mißverhältnis offenbar niemandem als ein großer Zusammenhang auffällt. Fragt man nach, woher die Defizite rühren, die immer noch ein Viertel aller Immatrikulierten das Studium selbst in der Bachelor-Linie abbrechen lassen, so hört man, es wäre eben noch nicht gelungen, alle dort abzuholen, wo sie stehen. Oder: Die jungen Leute hätten aus mangelnder Entwicklung von „Methodenkompetenz“ an den Schulen immer noch nicht „das Lernen gelernt“. Nach wie vor, heißt es weiter, verstünde das Bildungssystem die Talente weder zu entdecken noch zu fördern.

Unfug! Unsere Talente, die es ohne Zweifel gibt, versanden in der Überzahl des betreuten Durchschnitts, der mit hanebüchener Zensierung durchgewinkten  Abiturienten. Man kann in Deutschland ohne Probleme ein Abitur mit rechnerisch gutem Schnitt hinlegen, ohne akademisch relevant lesen und schreiben oder gar rechnen zu können. Man sehe sich dazu die Rahmenrichtlinien und Prüfungsverordnungen im Einzelnen an. Diese haben nur ein Ziel: Glattrechnen, Wegrechnen, Hochrechnen. Abitur per Dekret, folgend der nonsenslogisches Vorgabe: Abiturienten haben die besten Chancen auf einen „Job“, also müssen mehr davon her.

Die Drei war einst eine respektable Note

Ohne es zynisch zu meinen: Ein Durchschnitt jenseits der Drei vor dem Komma deutet heutzutage auf ernstzunehmende intellektuelle Defekte hin, während die Drei früher eine respektable Note war, die einen problemlos für vielfache Studienrichtungen prädestinierte. Günther Jauch bestand das altsprachliche Gymnasium in Steglitz 1974 mit 3,1. Wer in Berlin heute so abschließt, wird mit ihm gar kein Gespräch führen können.

Wichtig: Dafür kann primär kein Schüler, dafür kann nur das mit falschen politischen Prämissen eingerichtete Schulsystem, das zunächst alles verspricht, Komplimente in Gestalt optimiert ausgedruckter Zeugnisse verteilt, aber dann das Publikum mit hohen, gleichwohl ungedeckten Schecks im Stich läßt.

Rechtsschreibung kann, muß aber nicht

Insofern die Sprache Geschwisterteil des Denkens ist und der Stil von Rede und Schrift mehr als alles andere die Persönlichkeit ausweist, ist es fatal, daß es im Abitur auf rechtschreibliches und grammatisches Vermögen gar nicht mehr ankommt. Man kann schreiben, wie man will.

Der korrigierende Lehrer in Mecklenburg darf allerdings zwei Notenpunkte im schriftlichen Deutsch-Abitur abziehen, wenn es dem Text wegen formaler Mängel an Verständlichkeit gebricht. Ergebnis ist, daß ältere Professoren darüber konsterniert sind, was ihnen neuerdings für Arbeiten hingelegt werden.

Der Staat betrügt seine Jugend

Mein Fazit: Während es bei den Betrügereien von Guttenberg, Koch-Mehrin und Althusmann um persönliches, juridisches Verschulden geht, betrügt bei einem Abitur, das nichts mehr taugt, niemand anderes als der Staat seine Jugend.

Kürzlich schrieb mich eine meiner Abiturienten des Jahrgangs 2003 an. Sie bat mich, ihre gerade abgefaßte Doktorarbeit sprachlich zu korrigieren. Ich wüßte doch noch, daß … – Ja, ich hänge mit drin. Diesmal lehnte ich aus Zeitgründen ab.

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