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Interview: CDU-Politiker Büge bekennt sich zu Burschenschaft

Interview: CDU-Politiker Büge bekennt sich zu Burschenschaft

Interview: CDU-Politiker Büge bekennt sich zu Burschenschaft

Interview
 

CDU-Politiker Büge bekennt sich zu Burschenschaft

Michael Büge hatte die Wahl: Der CDU-Politiker sollte aus seiner Studentenverbindung, der Berliner Burschenschaft Gothia, austreten, oder er verliert seinen Posten als Staatssekretär in der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales. Büge entschied sich für die Treue zu seiner Verbindung. Im Interview mit der JUNGEN FREIHEIT erzählt er, was ihn zu der Entscheidung bewog.
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Michael Büge mit Band und Mütze der Berliner Gothia Foto: Burschenschaftliche Blätter

Michael Büge hatte die Wahl: Der CDU-Politiker sollte aus seiner Studentenverbindung, der Berliner Burschenschaft Gothia, austreten, oder er verliert seinen Posten als Staatssekretär in der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales. Büge entschied sich für die Treue zu seiner Verbindung. Im Interview mit der JUNGEN FREIHEIT erzählt er, was ihn zu der Entscheidung bewog.

Herr Büge, Sie haben es abgelehnt, aus Ihrer Verbindung auszutreten, auch wenn Sie als Preis dafür Ihr Amt als Staatssekretär verloren, warum?

Büge: Mit meiner Korporation verbinde ich nur positive Begriffe, wie sie sonst in der Gesellschaft nicht mehr anzutreffen sind: Freundschaft, Ehrlichkeit, ein freiheitlicher Wertekanon, interdisziplinärer Austausch und vieles mehr.

Zudem: Wenn es mittlerweile schon schädlich ist, Mitglied einer Studentenverbindung zu sein, was kommt dann als nächstes? Sind wir schon wieder so weit, daß mittels Sippenhaftung Menschen drangsaliert und in ihrer Existenz bedroht werden dürfen? Das entspricht nicht meinem Verständnis einer freiheitlichen demokratischen Gesellschaft. Insoweit hatte ich gar keine echte Wahl beziehungsweise Alternative und mußte mich so entscheiden.

„Ich hatte Existenzangst

Sie hatten im vergangen November angekündigt, die Gothia zu verlassen, sollte diese nicht bis Januar aus dem Dachverband Deutsche Burschenschaft treten. War dies im nachhinein ein Fehler?

Büge: Ich hatte im November vergangenen Jahres einer Presseagentur ein Interview zum Thema gegeben. Die von der Pressestelle meiner Senatsverwaltung mir dann zur Kenntnis gereichte Entwurffassung der Agentur enthielt die von Ihnen erwähnte Formulierung, ursprünglich sogar mit Datum zum 15. Dezember 2012! Ich hatte keinen Termin im Interview genannt und wollte das auch nicht.

Nach einer mehrstündigen Diskussion per Mail und Telefon mit verschiedenen Akteuren, ich war gerade von der Arbeits- und Sozialministerkonferenz aus Hannover zurück, kam dann dieser Kompromiß raus. Es ist bis heute nicht klar, woher die Order der Terminsetzung kam. Diese Frist war natürlich von Beginn an falsch. Ich hatte damals im ersten Reflex einfach nur Existenzangst, Angst um meine Familie, Angst, alles, was ich bisher erreicht habe, auf einen Schlag zu verlieren und gab nach. Das war ein Fehler, den ich sehr bedauere und dafür bitte ich um Entschuldigung.

Sind Sie unabhängig davon dafür, daß die Gothia aus der DB austritt?

Büge: Auch in meiner Verbindung wird diese Frage diskutiert. Ich meine, daß dieser Dachverband strukturell so nicht mehr in die heutige Zeit paßt und einer Reform bedarf. Zudem fehlt ein klares Ziel, wie es die Urburschenschafter oder die Burschenschaften in der Zeit zwischen 1949 und 1989 einte. Diese Punkte müssen auch in meinem Bund ergebnisoffen diskutiert werden. Am Ende dieses Meinungsprozesses wird es dann entweder eine Mehrheit geben, die glaubt, daß das gelingen kann oder eben auch nicht.

„Nicht ‘die‘ Partei hat mich fallengelassen“

Was hat Sie mehr getroffen, die Anwürfe von Linkspartei und Jusos, von denen die Kampagne gegen Sie ausging, oder der mangelnde Rückhalt in der eigenen Partei?

Büge: Nach meinem Eindruck, auch der letzten Tage, habe ich in der Partei selbst, sowohl in meinem eigenen Kreisverband, dem ich vorstehe, als auch in unserer Fraktion im Abgeordnetenhaus gegenwärtig einen sehr starken Rückhalt. Nicht „die“ Partei hat mich fallengelassen und für meine Entlassung gesorgt.

Die Anwürfe der Linksparteien beziehungsweise ihrer Vertreter muß man in einem politischen Amt aushalten. Ich weiß ja um den Hintergrund einiger der in diesem Drama handelnden Personen. Hakan Tas (Linkspartei) kommt aus dem linksextremen kurdischen Lager. Clara Herrmann (Grüne) ist der verlängerte Arm der Antifa, ebenfalls ein linksextremes Sammelbecken.

Sprachlos macht mich, daß der bürgerliche Teil unserer Gesellschaft diesen den Rechtsstaat und seine Vertreter im Grunde verachtenden Personen nichts mehr entgegenzusetzen hat, ihnen gegenüber regelmäßig einfach einknickt und teilweise sogar bereitwillig kooperiert, wie zum Beispiel die Berliner SPD in den Jahren 2001 bis 2011. 

Warum haben Senator Czaja und CDU-Chef Henkel Sie am Ende fallengelassen?

Büge: Die Diskussion um meine Mitgliedschaft in einer Burschenschaft hat nach Auffassung des Senators die Arbeit an Sachthemen in den vergangenen Monaten deutlich erschwert. Inhaltlich hatte der Senator an meiner Arbeit nach eigenem Bekunden nichts auszusetzen.

„Rückzug bietet Gegnern bürgerlicher Strukturen zusätzlich Raum“

Warum ist die CDU bei Angriffen von links fast nie in der Lage, zusammenzuhalten und diese auszustehen?

Büge: Mit meinem Fall wird sich das für die Zukunft möglicherweise bessern.

Herr Henkel ist ebenfalls Mitglied einer Studentenverbindung. Denken Sie, die Kampagne richtete sich nur gegen Sie und die Berliner Burschenschaft Gothia, oder werden sich die Gegner von Korporationen damit nicht zufrieden geben?

Büge: Mit jedem Rückzug wird den Gegnern bürgerlicher Strukturen, hier geht es ja im Ergebnis nicht nur um Korporationen, zusätzlich Raum gegeben. Warum sollen sie jetzt aufhören?

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Michael Büge, geboren 1966, studierte Betriebswirtschaftslehre und war von Dezember 2011 bis zu seiner Entlassung Staatssekretär in der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales. Der verheiratete Familienvater ist seit 1989 Mitglied der Berliner Burschenschaft Gothia.

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