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Bernd Zimniok, Demografie, Massenmigration

Das Elend des Regietheaters

Das Elend des Regietheaters

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Das Elend des Regietheaters

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Wagnerianer haben es nicht leicht im Wagnerjahr 2013. Zwar kommen die Werke des Meisters in seinem zweihundertsten Geburtsjahr häufiger auf die Bühne; eine rundum gute Wagner-Aufführung zu Gesicht zu bekommen, ist trotz der immer noch großen Zahl der Musiktheater nach wie vor ein schwieriges Unterfangen. Vorbei die Achtziger, als Wolfgang Sawallisch an der Münchner Staatsoper in bester deutscher Kapellmeister-Tradition Jahr um Jahr glänzende Vorstellungen mit durchgehend qualitätsvollem Stamm-Ensemble bot und der musikbegeisterte Student sich für sieben Mark die Restkarte oder zwölf Mark den Galerie-Stehplatz nahezu das gesamte Werk der beiden großen Richarde, Wagner und Strauß, erschließen konnte.

Der „Parsifal“, in München wohl ein dutzendmal und öfter gesehen, im Wagner-Jahr am Staatstheater Stuttgart, das sich Jahr um Jahr vom Feuilletonisten-Klüngel als „bestes Opernhaus“ feiern läßt: Auf der Bühne hanebüchener Stuß ohne Bezug zu Werk und Musik, verbrochen von Calixto Bieito. Der überirdischen Musik kann freilich auch der katalanische Mode-Schmutzfink des Regietheaters nichts anhaben; aber der Plan, dem Junior in diesem Jahr den – von den Stuttgarter Operngewaltigen leider demselben Regisseur ausgelieferten – „Holländer“ nahezubringen, muß dennoch fallengelassen werden: Wie soll ein junger Mensch die Schönheit einer Musik erfassen, die er zum ersten Mal im Leben hört, wenn auf der Bühne psychologisierender Unfug getrieben wird, der mit dem Werk und seiner Handlung nichts zu tun hat?

Schön für selbstverliebte und ignorante Regisseure, wenn sie auf Steuerzahlers Kosten munter Meisterwerke „dekonstruieren“ können, um sich und vor allem der Kulturschickeria die eigene Originalität und Überlegenheit über die Schöpfer dieser Stücke zu beweisen. Der Kunst dienen sie nicht, dem Kunstliebhaber schon gar nicht. Manch einer flüchtet vor dem Elend des Regietheaters in die Kino-Übertragungen aus der New Yorker Metropolitan Opera, die vor allem von Eintritts- und Sponsorengeldern lebt und nicht von Subventionen und sich deshalb impotente Selbstbefriedigung nach Art des staatsfinanzierten Kulturbetriebs nicht leisten kann. Aber ein Kinosaal ist kein Opernhaus, und THX kein Ersatz für Bühnenakustik.

Lichtblicke in Mannheim und Sondershausen

Und Bayreuth? Wo – Klonovsky dixit – um so mehr Hakenkreuze zu sehen sind, je weiter das Dritte Reich zurückliegt? Wo die in jeder Hinsicht unzulänglichen Töchter des Wagner-Enkels Wolfgang den von diesem zelebrierten allmählichen Abstieg ins Beliebige noch dramatisch beschleunigt haben? Da läßt man im Jubiläumsjahr einen Regisseur am „Ring“ herumstümpern, der weder Werk noch Publikum leiden kann, der mangels tieferer Beschäftigung den „Ring“ nicht zum Reif zusammengebracht und offenkundig nicht mehr abgeliefert hat als eine videoclip-artige Abfolge bunter Bildchen.

Konnte man anderes erwarten? Vera Lengsfeld, eine der wenigen Politikerinnen mit Verständnis und Liebe für die Musik, hat die Alternative zum belanglosen „Holländer“, mit dem die Festspiele in diesem Jubiläumsjahr eröffnet wurden, bei den Sondershäuser Schloßfestspielen im Herzen Thüringens gefunden. Götz Kubitschek hat im vergangenen Jahr in der seit 1957 nur unwesentlich veränderten Mannheimer Inszenierung des „Parsifal“ eine „in jeder Hinsicht dem Werk ‚dienende‘ Aufführung“ erlebt. Wer kennt weitere positive Gegenstücke zum Bayreuther Regietheater-Elend?

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