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Interview: „Die Mehrheit steht hinter dem Hindenburgplatz“

Interview: „Die Mehrheit steht hinter dem Hindenburgplatz“

Interview: „Die Mehrheit steht hinter dem Hindenburgplatz“

HindenburgplatzX
HindenburgplatzX
Interview
 

„Die Mehrheit steht hinter dem Hindenburgplatz“

Seit der Stadtrat von Münster im März dieses Jahres die Umbenennung des Hindenburgplatzes in Schloßplatz verfügte, tobt in der Stadt eine heftige Debatte. Am 16. September soll es eine Volksabstimmung geben. Die JUNGE FREIHEIT sprach mit dem Mitinitiator der Initiative „Ja zum Hindenburgplatz!“, Christoph Sluka, über Rechtsextremismus-Vorwürfe, Morddrohungen und eine beleidigende Nachricht aus dem Büro der stellvertretenden Bundestagspräsidentin Petra Pau.
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HindenburgplatzX
Straßenschild des Hindenburgplatzes…
Sluka1
…Christoph Sluka…
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…und ein Wahlplakat der Initiative für den Hindenburgplatz Fotos: www.hindenburgplatz-muenster.de/

Seit der Stadtrat von Münster im März dieses Jahres die Umbenennung des Hindenburgplatzes in Schloßplatz verfügte, tobt in der Stadt eine heftige Debatte. Die Initiative „Ja zum Hindenburgplatz!“ sammelte innerhalb kurzer Zeit mehr als 15.000 Unterschriften und setzte so eine Volksabstimmung zur Namensänderung durch. Zahlreiche Politiker und Lokalprominente machen sich dagegen für den Namen Schloßplatz stark. Gegnern der Namensänderungen wird vorgeworfen, Rechtsextremisten in die Stadt locken zu wollen. Die JUNGE FREIHEIT sprach mit dem Mitinitiator von „Ja zum Hindenburgplatz!“ und stellvertretenden Kreisvorsitzenden der Jungen Union, Christoph Sluka, über die Vorwürfe, mangelnde Mitbestimmung und die Verdienste von Paul von Hindenburg.

Herr Sluka, der Stadtrat von Münster hat am 21. März 2012 mit großer Mehrheit für die Umbenennung des „Hindenburg-Platzes“ in „Schloßplatz“ ausgesprochen. Was stört sie an der Entscheidung?

Sluka: Mich und viele andere stört in erster Linie, daß der Bürgerwille völlig mißachtet wurde. In allen Umfragen vor der Stadtratssitzung haben sich 70 bis 80 Prozent gegen die Namensänderung ausgesprochen. Viele Menschen haben sich dann gewundert, daß die Parteien sich mit einem Mal in großer Mehrheit für die Umbenennung ausgesprochen haben.

Wie kam danach es zur Gründung der Initiative Pro-Hindenburgplatz?

Sluka: Seit der Bürgermeister im Mai 2011 erste Pläne vorgestellt hatte, den Namen des Hindenburg-Platzes zu ändern, wird darüber diskutiert. Die Junge Union hatte sich früh mit vielen Mitgliedern der CDU gegen eine Umbenennung ausgesprochen. Es hat sich dann ein zu Anfang kleiner Kreis gebildet, der überlegt hatte, wie es weitergehen könne. So hat sich dann die Initiative „Ja zum Hindenburgplatz!“ gegründet. Wir hatten dabei immer das Gefühl, daß die Mehrheit der Bevölkerung auf unserer Seite steht.

Sie haben dann sehr schnell die Zahl der 15.000 nötigen Unterschriften für einen Volksentscheid zu Umbenennung gesammelt. Warum bewegt das Thema die Menschen so sehr?

Sluka: Viele haben sich durch das Zustandekommen dieses Stadtratsbeschlusses bewegen lassen. Die Informationsveranstaltungen zuvor waren ganz klar parteiisch ausgerichtet. Andere Meinungen wurden gar nicht erst zugelassen. Die Stadtverwaltung hat dann eine Umfrage an zufällig ausgewählte Haushalte verschickt, in der mit einer Suggestivfrage mehr oder weniger deutlich für die Umbenennung geworben wurde. Das hat viele Münsteraner aufgeregt. Für viele war das die Initialzündung, sich an dem Volksbegehren zu beteiligen.

„Es ist wichtig, ein klares Profil zu zeigen”

Die CDU in Münster hatte sich bei der Ratssitzung zu einem Teil enthalten und will jetzt keine Empfehlung für die Wahl abgeben. Warum bekennt sich die Junge Union trotzdem zum Hindenburgplatz?

Sluka: Wir hatten uns, wie gesagt, früh gegen eine Umbenennung ausgesprochen. Es ist heute wichtig, ein klares Profil zu zeigen und nicht wie ein Fähnlein im Wind zu wehen. Zudem gab es eine Umfrage unter CDU-Mitgliedern in der Stadt, in der sich 90 Prozent gegen die Umbenennung ausgesprochen haben. Das hat der Parteiführung natürlich gar nicht gefallen.

Befürchten Sie weitere Umbenennungen?

Sluka: Das wird passieren! Die ganze Debatte um den Hindenburgplatz ist doch nur ein Testballon. Danach werden Linke und Grüne zahlreiche weitere Straßen und Plätze umbenennen wollen, die an Militärs und die ehemaligen Ostgebiete erinnern. Das wollen wir verhindern und den Testballon zum Platzen bringen.

Warum ist Paul von Hindenburg auch 2012 noch ein würdiger Namensgeber?

Sluka: Man sollte das Leben Hindenburgs nicht auf die Jahre 1933 und 1934 beschränken. Er war 1925 das erste vom Volk gewählte Staatsoberhaupt in Deutschland und galt lange Zeit als das letzte Bollwerk gegen Hitler. Deswegen haben auch die Sozialdemokraten 1932 unter dem Motto „Schlagt Hitler“ für Hindenburg gestimmt. Dies darf man nicht vergessen.

„Das ist an Schäbigkeit nicht zu überbieten”

Den Schloßplatz-Befürwortern sind viele Prominente wie der CDU-Bundestagsabgeordnete Ruprecht Polenz zur Seite gesprungen. Haben Sie eine Chance gegen soviel Prominenz?

Sluka: Das wird uns kaum behindern. Die Menschen sind es leid, daß man ihnen eine Meinung vorsetzt. Die Argumentation der Schloßplatz-Befürworter ist dabei, man kann es nicht anders sagen, unerhört! Es heißt, wer für den Hindenburg-Platz ist, sei ein Rechtsextremist oder hätte etwas mit der NPD zu tun. Zumindest kommt das so bei den Menschen an. Wir lassen uns aber nicht so einfach abstempeln und in die rechte Ecke drängen. Wir haben die Mehrheit hinter uns.

Die Bürgerinitiative Schloßplatz wirft ihnen vor, das Ansehen der Stadt zu beschädigen und einen „Wallfahrtsort“ für Rechtsextremisten daraus zu machen.

Sluka: Das ist an Schäbigkeit kaum noch zu überbieten. Der Zweite Weltkrieg ist seit 67 Jahren vorbei. Es gibt viele nach Hindenburg benannte Straßen und Plätze in Deutschland. Nach Münster ist deswegen noch nicht ein Rechtsextremist gekommen.

 Beleidigungen aus dem Büro von Petra Pau

Die Stimmung ist also aufgeheizt.

Sluka: Das stimmt. Wir hatten auf der Facebook-Seite der Jungen Union Münster 200 bis 300 beleidigende Kommentare. Darunter gab es auch einige Morddrohungen gegen unsere Mitglieder aus der linksextremen Szene. Wir werden deswegen noch Strafanzeige stellen. Auch gegen einen Mitarbeiter der Linkspartei-Bundestagsabgeordneten Petra Pau, der uns ein Foto von der Hitler-Jugend geschickt und darunter geschrieben hatte, er habe ein Foto von uns gefunden.

Wie, glauben Sie, werden die Münsteraner entscheiden?

Sluka: Die Mehrheitsverhältnisse sind ziemlich deutlich. Trotzdem kommt es natürlich darauf an, wie groß die Wahlbeteiligung ausfallen wird. Davon hängt eine Menge ab. Ich bin zumindest optimistisch, daß sich die Mehrheit gegen die Umbenennung des Platzes aussprechen wird. Diesen Eindruck habe ich auch in Gesprächen an unseren Infoständen gewonnen.

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Christoph Sluka, 26, ist einer der Sprecher der Bürgerinitiative Pro Hindenburgplatz und stellvertretender Kreisvorsitzender der Jungen Union Münster.

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